In einer Urkunde aus 1151 wird erstmals das neue Dorf Rode erwähnt. Es entsteht durch die Rodung eines Teils des Reichswaldes Dreieich. Es könnte sich um Oberrad handeln, doch ist dies nicht bestimmt. Ein urkundlich gesicherter Nachweis des Dorfes Oberrad stammt aus dem Jahr 1270.
1306 und 1342 treten besonders große Hochwasser auf. Eine Pockenepidemie 1313 bringt vielen Einwohnern den Tod.
Nachdem Frankfurt 1372 den nördlichen Teil des Reichsforstes, den künftigen Stadtwald, erwirbt, entlässt die Stadt Frankfurt 1425 nach Streitigkeiten mit den Herren von Hanau, den Pfandinhabern, das Reichsdorf Oberrad aus der Verpfändung und baut 1441 die Oberräder Landwehr als Verlängerung der städtischen Feldbefestigung. Die Bewohner des Dorfes profitieren von der Zusammenarbeit mit der Reichsstadt Frankfurt. Sie erhalten Schutz gegen kleine Überfälle und Wegelagerer. Die Stadt wiederum versucht mehr Einfluß zu gewinnen und Oberrad in seine Obhut zu bringen.
Im 16. Jahrhundert ist die Viehzucht Haupterwerbsquelle der Oberräder, doch Getreide-, Wein- und Obstanbau und später die Gemüsegärtnereien neben dem fruchtbaren Mainbett sorgen für einen guten Absatz in der stetig wachsenden Stadt Frankfurt.
1708 wird das Gartenlokal “Zum Hirsch” .
Im 18. Jahrhundert nehmen wohlhabende Frankfurter in Oberrad ihren Sommersitz,wie Johann Jacob Willemer, der 1785 die Gerbermühle pachtet. Hier ist Goethe 1814/1815 oft zu Gast und feiert am 28. August 1815 seinen 66.Geburtstag. Durch seine Freundschaft zu Marianne von Willemer wird die Gerbermühle weltberühmt.
Am 18. Februar 1884 fährt die erste elektrische Straßenbahn von der Alten Brücke in Frankfurt nach Oberrad. Ab dem 10. April 1884 ist in Offenbach die Endstation. Weil die “Elektrische” infolge des geringen Gewichts auf einer schmalen und noch nicht so akkurat verlegten Schienenspur rollt, harte Sitzbänke aus Holz und keine Federung hat, plagt die Fahrgäste der ziemlich unruhige Lauf. Der Volksmund nennt die Bahn “Knochemiehl”. Oberrad wird zu einem beliebten Ausflugsziel.
Am 1. Juli 1900 wird die Landgemeinde Oberrad neben Niederrad und Seckbach vom Landkreis Frankfurt am Main in die Stadt Frankfurt eingemeindet. Im Frühjahr1927 wird die unter Stadtbaurat E. May erstellte Gärtnersiedlung “Im Teller” mit Wohn- und Gewächshäusern von den Mietern bezogen. Die Eröffnung der Großmarkthalle 1928 im Ostend ist bedeutend für Oberrad, da der größte Teil der Bevölkerung Arbeit in den Gärtnereien findet, die ihrerseits die Produkte in der Großmarkthalle kostengünstig vermarkten können.
In der Kriegszeit 1939 bis 1945 sind den Gärtnereien Kriegsgefangene für dienötigen Arbeiten zugeteilt. Der zweite Weltkrieg verschont Oberrad nicht, es wird verheerend getroffen. Am 4. und am 20. Oktober 1943 fallen tausende Phosphorkanister, Brand- und Sprengbomben aus britischen Kampfflugzeugen auf Oberrad herab. Am 18. März 1944 wird der Stadtteil in einem neuen Angriff zu neunzig Prozent zerstört. Es gibt fast keine historischen Bauten mehr. Viele Tote sind zu beklagen. Nur die Frankfurter Altstadt erleidet vergleichbare Totalschäden.
Heute ist der Stadtteil die “grüne Lunge” Frankfurts und hat rund 12.800 Einwohner. Das Markenzeichen “Gartenfrisch aus Oberrad” bürgt noch immer für Qualität.
Die siebenfache Kräutermischung für das Frankfurter Nationalgericht, die “Grie Soß”, stammt zumeist aus Oberrad.
Chronik von Oberrad
1151:
Erstmals wird ein »Rode iuxta (bei) Frankenvurt« genannt.
1270:
Erste sichere Erwähnung von Oberrad (Rodung im Reichsforst Dreieich, königlicher Besitz, bald an den Adel verpfändet).
1311:
Erste Nennung des Wasserhofs (Strahlenberger Hof).
1372:
Frankfurt erwirbt den Stadtwald (Teil des Reichsforsts Dreieich).
1425:
Frankfurt löst Oberrad aus jahrzehntelanger Verpfändung (1481 fällt Oberrad endgültig an
Frankfurt).
1441:
Bau der Oberräder Landwehr als Teil der Frankfurter Feldbefestigung.
1552:
Bei der Belagerung Frankfurts durch Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg wird Oberrad eingeäschert.
1780:
Der Frankfurter Bankier Johann Jakob Hollweg beginnt mit der Kultivierung des Landgutes, 1926 Hochschule St. Georgen.
1785:
Der Frankfurter Bankier Johann Jakob Willemer pachtet die Gerbermühle als Sommersitz.
1814/15:
Goethe besucht mehrfach Johann Jakob Willemer und dessen Gattin Marianne geb. Jung (die Suleika des Westöstlichen Divans) auf der Gerbermühle.
1828:
Die Familie Grunelius stiftet in Oberrad die erste Kleinkinderschule.
1843:
Der Frankfurter Stadtgärtner Sebastian Rinz, der Schöpfer der Wallanlagen, beginnt mit der Parkanlage St. Georgen.
1848:
Eröffnung der Lokalbahn Frankfurt-Sachsenhausen/Offenbach.
1850:
Oberrad hat 2.100 Einwohner.
1866-1900:
Oberrad ist selbstständige Gemeinde im Landkreis Frankfurt.
1880:
Oberrad hat 5.200 Einwohner.
1884:
Zwischen Frankfurt-Sachsenhausen und Offenbach verkehrt die Trambahn als eine der ersten deutschen »Elektrischen«.
1890:
Eröffnung der Gruneliusschule, (Namensgebung 1907 nach der Frankfurter Bankiersfamilie).
1891/93:
Bau der katholischen Herz-Jesu-Kirche.
1898/1900:
Bau der Staustufe Offenbach.
1900:
Eingemeindung von Oberrad in das Frankfurter Stadtgebiet am 1. Juli mit 275,5 Hektar Land und 8.400 Einwohnern.
Fertigstellung des Offenbacher Nadelwehrs mit Schiffsschleuse und Flussrutsche in Höhe der Landesgrenze.
1904:
In der vom neuen Pächter von Grund auf renovierten Gerbermühle wird ein Goethezimmer eingerichtet.
1905:
Die Städte Frankfurt und Offenbach kaufen jeweils auf ihrem Stadtgebiet die FOTG (Frankfurt-Offenbacher Trambahngesellschaft).
1906:
Nach Verlegen neuer Gleise in Normalspur und Modernisierung der Fahrleitung verkehrt an Stelle der Bahn der FOTG zwischen Sachsenhausen, Oberrad und Offenbach nunmehr die städtische Straßenbahn.
1907:
Die Brauerei Stern bildet mit der Brauerei Kempf in Sachsenhausen eine Interessengemeinschaft.
1909:
Eröffnung des Mustergeflügelhofs »Wasserhof«.
1914:
Einweihung der nach Entwurf von Architekt Blattner in zweijähriger Bauzeit errichteten evangelischen Erlöserkirche Ecke Wiener Straße/Nonnenpfad.
Eröffnung des Waldfriedhofs.
In Oberrad gibt es 170 Gärtnereibetriebe.
1919:
Drei Sportclubs vereinigen sich zum Sportverein 05 Oberrad.
1921:
Nach dem Zusammenschluss der Brauereien Stern und Kempf mit Henninger wird der Betrieb in Oberrad aufgegeben.
1923:
Zusammenschluss der Gesangvereine Germania und Eintracht zum Männerchor 1873.
1925:
Die Witwe von Moritz Eduard von Grunelius stirbt. Die Erben verkaufen Park und Villa an die Diözese Limburg zur Einrichtung eines Priesterseminars.
1926:
Die Gärtnersiedlung »Im Teller«, eine Schöpfung von Ernst May, wird eingeweiht.
Die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen beginnt in der Villa Grunelius ihre Vorlesungen.
1928:
Die Uferstraße zwischen Sachsenhausen und Offenbach wird ihrer Bestimmung übergeben.
Bau der Gärtnersiedlung »Gerbermühle«.
Gründung des VfB Oberrad, hervorgegangen aus der Fußballabteilung der Freien Turnerschaft.
Erste Erweiterung der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen.
1930:Die
Gerbermühlschule wird aufgelöst und mit der Gruneliusschule vereinigt.
Der Magistrat übergibt an der Gerbermühle eine anlässlich der Tagung Rheinischer Dichter im Sommer 1928 gestiftete Gedenktafel der Öffentlichkeit.
Die AG für kleine Wohnungen baut von Stadtrat Ernst May konzipierte Häuser am Nonnenpfad.
1934:
Erneute Erweiterung der Hochschule St. Georgen.
1944:
Oberrad wird im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört.
1948:
Renovierung und Neuweihe der katholischen Herz-Jesu-Kirche.
1953:
Die Lokalbahn stellt ihren Betrieb ein.
Der Umbau des Nadelwehrs der Offenbacher Staustufe zu einem Walzenwehr ist abgeschlossen.
1956:
Als erste Stadt in der Bundesrepublik beginnt Frankfurt in Oberrad mit der Flurbereinigung von gärtnerisch genutztem Gelände.
Auf dem Waldfriedhof wird das Ehrenfeld für die niederländischen Kriegstoten mit dem von G. van Kralingen geschaffenen Ehrenmal eingeweiht.
Auf dem Gelände der ehemaligen Sternbrauerei entstehen 54 Wohnungen eines völlig neuen Typs (mit je Stockwerk drei Wohnungen mit gemeinsamer Küche und zwei Waschräumen) zur Daueraufnahme von Sowjetzonenflüchtlingen, die bisher im Barackenlager Pfaffenwiese in Zeilsheim und in einer Massenunterkunft in der Anspacher Straße untergebracht waren.
1957:
Die Bezirkssporthalle wird ihrer Bestimmung übergeben
1958:
Auf dem Waldfriedhof wird die Kriegsopferanlage vom hessischen Innenminister Schneider, vom Frankfurter Oberbürgermeister Bockelmann, von Propst Goebels und Stadtpfarrer Prälat Eckert eingeweiht.
1961:
Eröffnung des Spielparks Scheerwald. Neubau der Gruneliusschule.
Über dem Hauptportal der evangelischen Erlöserkirche wird ein Mahnbild – ein Halbrelief aus Beton und Terrazzo – von Knud Knudsen nach Ideen von Pfarrer Christian angebracht. Die alte, noch erhaltene kleine Glocke aus der zerstörten Kirche erhält einen Ehrenplatz neben dem Gotteshaus in der Wiener Straße.
Fertigstellung des Gemeindehauses der katholischen Gemeinde.
1966:
Im Bereich größerer Bauvorhaben wird nach deren Abschluss eine Straße nach der Beginenklause, die von 1304 bis 1530 bestand, »In der Beginenklause« genannt.
Neues Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr »In der Beginenklause«.
Die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Evangelischen Hilfswerks in Hessen und Nassau baut 52 öffentlich geförderte Mietwohnungen und 12 Eigentumswohnungen am Goldbergweg.
1967:
Die Stadt verkauft das Pachtland der »Teller«-Siedlung.
In Oberrad gibt es noch 80 Gärtnerbetriebe.
Die Offenbacher Landstraße zwischen Oberrad und Offenbach wird umgebaut und erhält an der Landesgrenze eine neue Straßenbrücke über den Autobahnzubringer.
1968:
Der ruinöse Rest des Ostbaus (des eigentlichen Willemerschen Sommerhauses) der Gerbermühle wird abgerissen.
Umbenennung der Straße Im Spatzenschneider in Georg-Treser-Straße.
1969:
Altarweihe in der katholischen Herz-Jesu-Kirche.
1970:
Wohnhochhäuser werden unter anderem in der Wiener Straße gebaut.
Eröffnung der »Oberräder Werkstätten«, ein Wohnheim mit beschützenden Arbeitsmöglichkeiten für psychisch kranke Männer und Frauen.
1971:
Im Kreisflüchtlingsheim Gruneliusstraße wohnen 257 Menschen.
Baubeginn der Kindertagesstätte mit 100 Plätzen in der Georg-Treser-Straße 51.
1972:
Eröffnung des Altenheims Wiener Straße.
1974:
Zweigleisiger Ausbau der Straßenbahn in der Offenbacher Landstraße.
1975:
Die seit 1708 bestehende Gaststätte zum Hirsch wird renoviert.
Die Gerbermühle wird neu hergerichtet.
Oberrad hat annähernd 14.000 Einwohner.
1976:
Eröffnung des Jugendzentrums »Butze« in der Offenbacher Landstraße 368.
Neugestaltung des Buchrainplatzes.
Fertigstellung der Altenwohnanlage des St.-Katharinen- und Weißfrauenstifts mit 91 Wohnungen am Goldbergweg.
1977:
Einweihung der Tennisanlage der Spielvereinigung 05 neben der Gerbermühle.
1979:
Die Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad weiht ihr neues Bootshaus ein.
1980:
Der Hessische Kultusminister verleiht der Philosophisch-Theologischen Hochschule St.-Georgen die Eigenschaft einer staatlich anerkannten Hochschule.
Am Deutschherrnufer an der Stadtgrenze nach Offenbach setzt die Stadt einen Grenzstein aus rotem Sandstein als ersten einer Reihe von neuen derartigen Steinen an Frankfurter Ausfallstraßen.
Nach einer Bauzeit von gut einem Jahr wird das neu ausgebaute Deutschherrnufer dem Verkehr übergeben.
1981:
Fertigstellung der provisorischen Fußgängerbrücke über die Eisenbahngleise.
1983:
In der Offenbacher Landstraße 365 erhält Oberrad wieder eine Stadtteilbücherei, nachdem ihre Vorgängerin 1967 Einsparungen zum Opfer gefallen war.
Nach mehrmonatiger Schließung wird die renovierte Gerbermühle wieder eröffnet.
Einweihung von zwei neuen Werkstätten und eines Bürotraktes des Reha-Zentrums.
1984:
Singkreis »Frohsinn« gegründet, hervorgegangen aus dem Gesangverein Frohsinn 1835.
Eröffnung des von Prof. Ernst Studer entworfenen Bibliotheksneubaus von St.-Georgen durch Weihbischof Pieschl.
1985:
Renovierung der Herz-Jesu-Kirche anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens.
Sanierung des für 54 Patienten eingerichteten Reha-Zentrums.
Der vom Verein Erziehung und Umwelt getragene »Oberräder Krabbelgarten«, eine Ganztagseinrichtung, wird eröffnet.
Eine bisher unbenannte Seitenstraße des Goldbergwegs wird Alfred-Delp-Straße genannt.
150 Hektar werden gärtnerisch genutzt.
1986:
Das Gartenamt pflanzt fünf Kastanien an der Gerbermühle, um den Baumbestand zu ergänzen.
Der Turm der Erlöserkirche wird renoviert, da der Beton wasserdurchlässig geworden war und zum Rosten der Stahlbetonkonstruktion, auch des Läute- und Uhrwerks geführt hatte.
Mit den Neubauten von Küche, Mensa und Refektorium ist der zweite Bauabschnitt der Erneuerung von St.-Georgen abgeschlossen.
Die 1971 gegründete und seit 1974 in Oberrad ansässige Hermann-Hesse-Schule, der einzigen Schule in der BRD, in der ehemals Suchtkranke das Abitur erreichen können, verlässt ihr Domizil in der Mathildenstraße 28 und bezieht ihr neues Haus im Hainer Weg 98 in Sachsenhausen.
1988:
Am 13. Oktober wird im umgebauten Depot-Saal der Bürgertreff eröffnet.
Am Heiligabend läuten nach 44 Jahren wieder erstmals die fünf Glocken von Herz-Jesu, für die die Gemeindemitglieder 96.000 Mark gespendet hatten.
1989:
Einweihung des mit neuem, hochwertigem, nach pädagogischen Gesichtspunkten gestaltetem Spielgerät ausgestatteten Spielplatzes in der Schafheckstraße.
Eröffnung des Samstag-Marktes neben dem Buchrainplatz.
Beginn der Vorarbeiten für die Untertunnelung der Bahngleise am Bahnhof Oberrad im Zuge des Baus der S-Bahn Frankfurt-Offenbach.
In der Stadt In der Beginenklause bezieht die Freiwillige Feuerwehr Sachsenhausen ihr neues Domizil. Die Oberräder Feuerwehr bezieht ihr Domizil in der Offenbacher Landstraße 339.
Im ehemaligen Schwesternhaus Mathildenstraße 28 wird eine von der Herz-Jesu-Gemeinde getragene Altenwohnanlage für 14 ältere Bürger eröffnet.
Erstes Stadtteilfest des Vereinsringes auf dem Festplatz an der Villa Bonn.
Die Sozialdezernentin übergibt dem Reha-Zentrum für psychisch Kranke einen neuen, dank der finanziellen Hilfe der Aktion Sorgenkind angeschafften, Kleinbus.
1991:
Das 1976 in der Offenbacher Landstraße eröffnete Jugendzentrum »Butze« wird nach vorübergehender Schließung in der Wiener Straße 57 wiedereröffnet.
Gründung der Bürgerinitiative »Dalles« mit dem Ziel der Verkehrsberuhigung in Oberrad.
1992:
Erweiterung des Waldspielparks Scheerwald.
1994:
Der soziale Arbeitskreis an der Gruneliusschule gibt einen Stadtteilführer für Kinder heraus.
Ende November schließt das Sportdezernat mit der Spielvereinigung 05 Oberrad einen Betreuungsvertrag für die Sportanlage Beckerwiese ab; bei diesem Pilotmodell, das bis Ende 1995 auf mindestens 35 der 55 kommunalen Sportstätten übertragen werden soll, bleibt die Stadt für die Grundinstandhaltung der Plätze und die Sanierung der Funktionsgebäude zuständig, während die Vereine ihre Anlagen betreiben und pflegen sollen.
Frankfurts ältester Fußballverein, der VfL Germania 94 Frankfurt, feiert seinen hundertsten Geburtstag.
Das ZDF überträgt im Dezember einen Fernsehgottesdienst aus der Hochschule St. Georgen.
1995:
Die von vielen Oberrädern und der Bürgerinitiative »Dalles« seit langem geforderte stationäre Radaranlage wird in Höhe der Hochschule St. Georgen in Betrieb genommen.
Einführung einer Tempo-30-Zone in folgenden Straßen: Wasserhofstraße, Gräfendeichstraße, Brunnenstraße, Erbacher Straße, Flaschenburgstraße, Bachwiesenstraße und Bachwiesenweg.
Die Kapazität des nur 0,9 Hektar großen alten Oberräder Friedhofs ist in absehbarer Zeit erschöpft; da keine Aussicht auf baldige Vergrößerung besteht, kann laut einer Grundsatzentscheidung des Magistrats hier nur noch begraben werden, wer zum Zeitpunkt des Todes auch im Stadtteil gewohnt hat.
Der Bürgerverein richtet die Feier zum zehnjährigen Bestehen des Wochenmarktes aus.
Ein Teil der Altenwohnanlage im Goldbergweg 85 wird im September nach neunmonatiger Umbauzeit als Station für Schwer- und Schwerstpflegebedürftige mit 22 Zimmern eröffnet; ihr Betreiber ist die 1994 gegründete „Weißfrauen und Deutsch-Ordens Altenpflege GmbH“, ein Zusammenschluss des evangelischens St. Katharinen- und Weißfrauenstifts und des katholischen Deutschen Ordens.
Kinder, Eltern und Erzieher verwandeln das Außengelände der Kindertagesstätte 114 in ein Naturspielgelände.
Ab November bietet die städtische Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen 36 Häuser der Siedlung „Im Nonnenpfad“ den Mietern zum Kauf an.
1996:
Auf dem Dach eines Hochhauses in der Wiener Straße wird die größte thermische Solaranlage auf einem Frankfurter Wohngebäude installiert; die Sonnenkollektoren bedecken insgesamt eine Fläche von 74 Quadratmetern.
Im Februar Erweiterung der erst im letzten Jahr eingerichteten Pflegestation im Goldbergweg wegen der großen Nachfrage auf 37 Zimmer.
Nachdem bislang nur Freiluft-Sportanlagen in die Obhut von Vereinen übergeben worden sind, übernimmt die TuS Oberrad nun erstmals auch die Verwaltung einer Turnhalle (Spatzengasse).
1997:
Der im Sommer vergangenen Jahres begonnene Ausbau der zuvor nur drei Meter breiten Wehrstraße auf zwei Fahrspuren ist im September abgeschlossen; mit dieser Umgehung soll das Verkehrsaufkommen in der schmalen Wasserhofstraße gemindert werden.
1998:
Das erste Passivhaus Frankfurts wird von Umweltdezernent Thomas Koenigs vorgestellt; die Doppelhaushälfte in der Wehrstraße wird fast ausschließlich durch natürliche Sonneneinstrahlung und Wärmerückgewinnung klimatisiert.
Die Asbestsanierung der Gruneliusschule ist nach rund einem Jahr fertiggestellt.
Die Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstätte (Cibedo) in der Balduinstraße, eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz, feiert den zwanzigsten Jahrestag ihrer Gründung.
1999:
Drei Jahre nach dem Abstieg aus der Fußball-Landesliga Süd gelingt der Spielvereinigung 05 Oberrad der Wiederaufstieg.
Durch Vandalismus werden auf dem Oberräder Waldfriedhof annähernd 40 Gräber verwüstet.
In Oberrad wird der zehnte regionale Präventionsrat Frankfurts etabliert, um durch vorbeugende Maßnahmen verschiedener darin organisierter Institutionen die Kriminalität im Stadtteil zu verringern.
Durch Aufnahme in das Projekt „Spatz“, das den Um- oder Neubau von Spielplätzen mit Unterstützung der Kinder fördert, kann im Frühjahr der heruntergekommene Spielplatz an der Gruneliusschule saniert werden; zudem übernimmt der katholische Kindergarten seine Patenschaft.
Der Ortsbeirat 5 lehnt den Plan der Städte Frankfurt und Offenbach ab, auf dem 40 Hektar großen Kaiserlei-Gebiet an der gemeinsamen Stadtgrenze einen neuen Stadtteil zu errichten; der Vertrag beider Kommunen sieht vor, dass ein Büro- und Wohnviertel mit einer Geschossfläche von 350.000 Quadratmetern im Offenbacher und 210.000 Quadratmetern im Frankfurter Teil gebaut wird; die Bedenken des Ortsbeirats dagegen sind klimatologischer und verkehrspolitischer Natur.
In diesem Jahr wird die Postfiliale in der Offenbacher Landstraße dreimal überfallen; allein die Beute des letzten Coups im Dezember beträgt 300.000 DM.
2000:
Die in der Offenbacher Landstraße 368A ansässige Firma THC Pharm GmbH darf seit Anfang des Jahres als erstes Unternehmen in Deutschland mit Genehmigung der Bundes-Opium-Stelle THC, Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, zur Therapieergänzung bei schwerwiegenden Erkrankungen herstellen und an Apotheken vertreiben.
Ein Landwirt findet auf seinem Acker im Strahlenberger Weg eine intakte englische Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die vom Kampfmittelräumdienst entfernt werden muss.
Durch die finanzielle Unterstützung des Präventionsrates kann im Jugendzentrum Oberrad ein Sportkeller eingerichtet werden.
2001:
Oberrad ist der erste Frankfurter Stadtteil, in dem mit der Umsetzung des im Bundesemissionsschutzgesetz festgeschriebenen Lärmminderungsplans begonnen wird.
Von den 25 Schulen, die sich erstmals am Energiesparprojekt des Stadtschulamtes beteiligt haben, wird die Gruneliusschule als erfolgreichster Teilnehmer ausgezeichnet und erhält als Prämie 13.295 DM, die Hälfte des eingesparten Betrags.
Mit einem Festakt in der Paulskirche wird der 75. Geburtstag der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen gewürdigt.
Mit Ablauf des Pachtvertrags im Dezember ruht der Betrieb des historischen Gasthauses Gerbermühle wegen eines geplanten Umbaus.
2002:
Die Gruneliusschule wird in das Modellprojekt „Ganzheitliches Nachmittagsangebot an Frankfurter Schulen“ (NaSchu) aufgenommen; NaSchu bietet ein ganzheitliches und verlässliches Nachmittagsangebot im Bildungs- und Freizeitbereich, also eine Ganztagsschule mit offenem Konzept.
Mit einem großen Straßenfest wird der 75. Geburtstag der „Teller-Siedlung“ gefeiert.
2003:
Die Stadtverordnetenversammlung stimmt den
Um- und Neubauplänen des Frankfurter Architekten Jochem Jourdan für die Gerbermühle zu; sie sehen vor, die historische Bausubstanz (Reste eines Turms aus dem 14. Jahrhundert, Teile des barocken Sommersitzes der Familie von Willemer von 1785, Partien des Jugendstilgebäudes von 1902) weitgehend zu erhalten und das Gebäude wegen der erneuten Nutzung als Gasthaus und Hotel in moderatem Rahmen zu vergrößern.
2004:
Die schon seit Jahren von den städtischen Kostendämpfungsmaßnahmen bedrohte Stadtteilbücherei in Oberrad wird im Januar geschlossen.
In Oberrad wird im September ein Ortsdiener nach Rödelheimer Vorbild eingeführt.
Im Juni wird die Interessengemeinschaft Neue Wasserhofstraße gegründet.
Am 1. Oktober beginnen die Bauarbeiten an der Gerbermühle; sie werden von archäologischen Untersuchungen durch die städtische Denkmalpflege begleitet; geplante Fertigstellung: Ende 2005.
Ebenfalls im Oktober erfolgt die offizielle Eröffnung des neuen Hörsaal- und Institutsgebäudes der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen; es ersetzt einige baufällige Trakte, die zu diesem Zweck abgerissen worden sind; das Wiesbadener Architektenbüro Kissler + Effgen hat den viergeschossigen Kubus mit einem Stahlnetz bezogen, an dem zukünftig wilder Wein wachsen wird, wodurch sich der Neubau in die umgebende Parklandschaft einfügen soll.
Im Dezember wird eine zusätzliche Ampel am Buchrainplatz in Betrieb genommen, um die Wasserhofstraße noch stärker vom Durchgangsverkehr zu entlasten.
2005:
Drei Oberräder Vereine begehen in diesem Jahr Jubiläen: Der Bürgerverein Oberrad besteht 25 Jahre, der Frankfurter Katzenschutzverein mit Sitz im Speckweg 4 bereits 40 Jahre und die Spielvereinigung 05 Oberrad feiert ihren hundertsten Geburtstag mit einer Festwoche.
Aufstellung des „Ich“-Denkmals von Hans Traxler, einem Sandsteinpodest mit Aufgang, zwischen Gerbermühle und Rudererdorf.
Mit der Tankstation Ecke Offenbacher Landstraße/Wiener Straße schließt im September die letzte Tankstelle des Stadtteils.
In diesem Jahr erfolgt eine umfangreiche Sanierung von Flaschenburg- und Gräfendeichstraße: Nach Kanalbauarbeiten und der Installation von neuen Gasleitungen und einer neuen Straßenbeleuchtung werden die Fahrbahnen erneuert sowie Gehwege und Parkstreifen angelegt.
Der nördliche Teil der Wasserhofstraße, der in die Wehrstraße mündet, wird dieser nun auch nominell zugeschlagen und in Wehrstraße umbenannt; nur der historische Teil der Dorfgasse behält den alten Namen.
Außerdem wird im März mit den Sanierungsarbeiten des maroden Abwasserkanals in der Wasserhofstraße begonnen.
Die „Blütezeit“ von Oberrad
Die Frankfurt-Offenbacher Trambahngesellschaft, abgekürzt FOTG, war ein 1882 gegründetes Verkehrsunternehmen und gleichzeitig ein früher kommunaler Energieversorger. Es betrieb ab1884 die erste elektrische Straßenbahn Deutschlands in Frankfurt a.M.-Oberrad.
Geschichte
Es gab verschiedene Versuche, für den Lokalverkehr zwischen den beiden Städten eine Bahnstrecke einzurichten. 1872 wurde die Konzession für eine Dampfstraßenbahn verweigert, weil Dampf und Staub die durchfahrenen Straßen entwertet hätten.
Am 12. Juni 1882 legte ein Offenbacher Konsortium, bestehend aus dem Kommerzienrat Weintraut, dem Bankier Weymann und dem Bankhaus Merzbach, den Behörden in Offenbach und Frankfurt die Ausarbeitung des Projektes „einer elektrischen Straßenbahn zwischen den Endpunkten Deutschherrn-Quai nächst der Alten Brücke und dem Mathildenplatz in Offenbach“ vor. Vorausgegangen waren Abstimmungen mit dem Unternehmen Siemens & Halske, welches dieses Vorhaben technisch umsetzen sollte.
Die beiden Städte erteilten am 20. Oktober dem Vorsitzenden des Konsortiums, dem „Kaufmann G.R.A. Weymann in Offenbach“ eine 25-jährige Konzession zum Betrieb einer elektrischen Straßenbahn auf der beantragten Strecke. Als Träger des Unternehmens wurde die Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft gegründet, der Baubeginn erfolgte noch im gleichen Jahr. Der erste Streckenabschnitt zwischen der Alten Brücke in Sachsenhausen und dem Buchrainplatz in Oberrad wurde am 18. Februar als meterspurige Schmalspurbahn eröffnet. Die Fortsetzung zum Offenbacher Mathildenplatz folgte am 10. April des gleichen Jahres, Damit war die Gesamtlänge von 6,7 Kilometern erreicht.
Am 13. Januar 1905 wurde die Linie von den Städten Frankfurt und Offenbach übernommen und schrittweise auf die bei der Frankfurter Straßenbahn übliche Normalspur umgespurt. Dadurch konnte die Straßenbahnlinie 16 vom Lokalbahnhof nach Offenbach verlängert werden.
Am 28. Oktober fuhr die im Volksmund Knochemiehl (Knochenmühle) genannte Straßenbahn zum letzten Mal.
Betrieb
Durch die noch nicht ausgereifte Technik traten im Fahrbetrieb häufige Pannen auf. Die Kontaktschiffchen fielen oft aus den Kupferrohren und mussten mühsam per Hand wieder eingesetzt werden. Hierzu führte jeder Triebwagen eine Leiter mit, um die Schiffchen einhängen zu können. Auch die Gleisanlagen und der Antrieb waren noch nicht ausgereift. So musste täglich zwischen 11.00 und 12.00 Uhr eine halbstündige Betriebspause eingelegt werden, um die Fahrzeuge mit Wagenfett einschmieren zu können.
Die Bahn verkehrte zwischen 6.00 und 22.40 Uhr. Die Fahrzeit betrug 45 Minuten. Der Fahrpreis für die ganze Strecke betrug werktags 20 und sonntags 25 Pfennig. Teilstrecken kosteten 10 und 15 Pfennig. Im ersten Jahr wurden eine Million Fahrgäste gezählt.
Betriebsmittel
Kraftwerk
Am Buchrainplatz in Oberrad entstand auf dem Betriebsgelände ein kleines Depot mit Werkstatt, Betriebsbüro und sämtlichen anderen Betriebsgebäuden. Dazu gehörte ein bahneigenes Kohlekraftwerk, um den Strom für die Strecke zu erzeugen.
Fahrzeuge
Der Fahrzeugpark der FOTG bestand aus den zehn Trieb- und sieben Beiwagen. Sie wurden vom Kölner Unternehmen Herbrand & Cie. hergestellt, die elektrische Ausrüstung lieferte Siemens & Halske. Die Bahnen erreichten eine Geschwindigkeit von 20 Kilometern in der Stunde. Die Triebwagen hatten einen Elektromotor mit elf Kilowatt Geschwindigkeit, wogen 3,9 Tonnen und hatten insgesamt 24 Sitz- und Stehplätze. Die Beiwagen wogen zwischen 2,0 und 2,2 Tonnen und hatten zwischen 24 und 27 Sitz- und Stehplätze. Die Sitze waren auf Längsbänken angeordnet. Der Motor war fest im Fahrgestell eingebaut und trieb die Räder mittels Zahnrädern an. Der Zahnradbetrieb und die fehlende Federung führten zu unruhigen Laufeigenschaften.
Triebwagen Nummer 8 und Beiwagen Nummer 13 blieben als Museumsfahrzeuge erhalten, während die übrigen Fahrzeuge verschrottet und zu Beiwagen für die Städtische Straßenbahn umgebaut wurden. Der Triebwagen 8 ist heute der zweitälteste Straßenbahn-Triebwagen. Die beiden Fahrzeuge waren viele Jahre im Straßenbahndepot Eckenheim untergestellt. Heute können sie im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main in Schwanheim besichtigt werden.
Wachstum des Stadtteils
Der Betrieb der 1. „Elektrischen“ blieb für Oberrad nicht ohne Folgen. Besucher jeder Art bevölkerten den Stadtteil. Handwerker und Fachleute zur Behebung von Pannen und technischen Störungen sowie Touristen nahmen zu. Es profitierten Geschäfte, Übernachtungsstätten und Gastronomiebetriebe. Um diese Zeit bei gut 5.000 Einwohnern entstanden weit über 40 Gaststätten.
Öffentliche Meinung
Wie spöttisch die heimische Presse die kleinen und großen Zwischenfälle, die damit verbundenen Fahrtunterbrechungen, Verspätungen und Wartezeiten kommentierte, zeigt folgte zeitgenössische Zeitungsnotiz, erschienen im Frankfurter Generalanzeiger:
„So viele Fremde haben wir noch niemals so lange in Oberrad gesehen. Wenn solche Betriebsstörungen chronisch werden, kann Oberrad durch die elektrische Bahn in der Tat noch Weltstadt werden … und wir haben schon jetzt den Plan gefasst, Herrn Weiman in Oberrad ein Denkmal zu setzen. Wie es scheint, ist die elektrische Bahn doch nur für Hochzeitsreisende gebaut, denen es nicht darauf ankommt, rasch ans Ziel zu gelangen. Es muß für ein junges Paar in der That herrlich sein, so einen ganzen Tag lang an den blühenden Abhängen des Sachsenhäuser Berges dahinzufahren, immer die schöne Aussicht auf dem majestätisch dahinflutenden Main vor Augen und dann in einem jener großstädtischen Hotels zu übernachten, wie sie in Oberrad ja unbedingt bald wie die Pilze aus der Erde schießen werden. Ehepaare, welche größere Ausgaben für Hochzeitsreisen scheuen müssen, können wahrhaftig nichts besseres tun, als die Blitzbahn zu einem achttägigen Ausflug nach Offenbach zu benutzen. In acht Tagen können sie die Hin- und Rückfahrt bequem erledigen und können sich dabei noch Zeit nehmen, die zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Oberrad in Augenschein zu nehmen … Wenn sich das Unternehmen nur irgend rentiert, sollen demnächst auch durchgehende Schlaf- und Restaurationswagen eingestellt werden. Mehr kann man doch nicht verlangen.”
Siehe auch Broschüre: 125 Jahre Busse und Bahnen zwischen Frankfurt und Offenbach Quelle: VGF-Ffm